Beim Hufabszeß handelt es sich um eine eitrige Entzündung der Huflederhaut , wobei der Druck, der durch die Ansammlung von Eiter zwischen Huflederhaut und Hufhorn entsteht, dem Pferd starke Schmerzen verursacht und zu deutlicher Lahmheit führt.
Hufgeschwüre kommen sowohl bei beschlagenen als auch bei unbeschlagenen Hufen vor. Wir sprechen im Folgenden nur über den unbeschlagenen Huf.
Nach der Lehrmeinung kommt es zu einem solchen Hufgeschwür, wenn sich das Pferd einen Fremdkörper ein-getreten hat, also durch Infektion von außen.
Hufgeschwüre entstehen jedoch nur ganz selten durch Eitererreger von außen. Vielmehr spielt sich folgendes ab: Lederhaut- oder Hufknorpelregionen, die längere Zeit abgequetscht wurden, sterben ab. Nach einer Wiederdurchblutung dieser Bezirke werden die toten Gewebeteile durch Eiter vom lebenden Gewebe abgelöst und nach außen befördert, weil die toten Gewebeteile nicht über die mikroskopisch kleinen Blutgefäße der Huflederhaut abtransportiert werden können.
Diesen Vorgang treffen wir sehr oft bei der Umstellung beschlagener Hufe auf das Barfußlaufen!
Wenn sich Zwanghufe öffnen, muß mit Sohlen- und Ballengeschwüren gerechnet werden. Hufabszesse finden sich überwiegend im Trachtenbereich, manchmal auch an Strahl und Ballen und vor oder seitlich der Strahlspitze. Sie bilden sich auch an den Stellen, an welchen sich die Aufzüge der Hufeisen befanden und im Bereich des letzten Nagels. Vielfach verursachen zu lange Eckstreben, die über die Sohle wachsen, Druckstellen, die sich später als Hufgeschwüre bemerkbar machen.
Es verschafft dem schmerzgeplagten Pferd Erleichterung, wenn der Abszeß gefunden und durch eine Fachperson eröffnet wird. Ein kleines rundes Loch an der richtigen Stelle geschnitten, läßt die unter Druck stehende Flüssigkeit abfließen. Anschließend wird die Eiterhöhle mit einem milden Desinfektionsmittel gespült und das Loch mit sauberem Lehm, Ton oder mit Heilerde verschlossen. Ein Hufverband ist nicht nötig. Im Gegenteil er ist sogar schädlich, weil er die Durchblutung behindert. Das Pferd wird danach auf eine möglichst weiche und ebene Koppel oder einen ebenen Auslauf entlassen. Bewegung auf weichem Boden ist hilfreich, damit der Huf gut durchblutet wird und sich der Defekt so schnell repariert. Nach 24 Stunden badet man den Huf, wiederholt die Spülung , z. B. mit Kamillentee, und verschließt das Loch wieder mit Lehm. Danach lässt man den Huf 2 Tage in Ruhe. Nach 3 Tagen ist die Huflederhaut mit einer weißlich-gelben Haut überzogen – das ist bereits neugebildetes Sohlenhorn. Nach einer Woche ist die Hornschicht bereits so dick, daß das Pferd auf ebenem Boden wieder glatt läuft. Spitzen Steinen ist die Sohle aber erst nach 2 weiteren Wochen wieder gewachsen.
Es kommt vor, daß ein Hufgeschwür nicht zu finden ist, wenn es z.B. tief im Ballen-Strahl-Eckstrebenbereich sitzt. Anstatt nun einen großen Teil des Sohlen- und Strahlhornes wegzuschneiden (es dauert sehr lange, bis das Pferd diesen Fuß wieder belasten würde), Hufverbände anzubringen und das Pferd in eine Boxe zu Stellen, wie das in diesem Falle oft gemacht wird, wartet man, bis sich der Abszeß selbst einen Weg nach außen gesucht hat. Hilfreich sind Umschläge aus warmem Leinsamenbrei, welcher die Hornsubstanz aufweicht. Sobald der Eiter beim Kronenrand austritt, lassen die Schmerzen nach. Das kann allerdings einige Zeit dauern. Mehrere Tage lang badet man dann den Huf täglich in Wasser, dem ein Schuß Obstessig zugegeben wurde, dann ist alles überstanden. Naturhufe, die gut durchblutet werden, sind sehr regenerationsfähig.